Donnerstag, 6. Februar 2014

Lady Miltred: mit dem Rad durch die alte Tempelstadt

Die letzten zwei Tage haben wir mit dem Rad ordentlich Kilometer geschrubbt und ich muss sagen, jeder einzelne hat sich gelohnt. Glücklicherweise hat unser Gästehaus, das "May Kah Lar Guesthouse"eigene Räder, die vermietet werden, so dass wir nach dem Frühstück immer gleich loslegen konnten. Natürlich nicht, ohne vorher unser Lunchpaket in Empfang zu nehmen ;-).


Bagan eignet sich sehr gut zum Rad fahren, da das Gelände schön flach ist. So kommt man gut in der alten Königsstadt voran und hat die Gelegenheit, einige der gut zweitausend erhaltenen Tempel zu besichtigen. Es ist eine der größten archäologischen Stätten in Südostasien und liegt 155km südlich von Mandalay am Ostufer des "Irrawaddy".  Das Klima hier ist sehr trocken und die Landschaft eher steppenartig. Aber das hat wohl zu einem guten Teil dazu beigetragen, dass viele Tempel und die Wandgemälde und Statuen darin, so gut erhalten sind.


Die Geschichte der Stadt geht bis ins 9. Jahrhundert zurück, als Bagan schon ein zentraler Ort in Oberburma war, weil sich hier Handelswege aus China und  Indien kreuzten. Ihre Blüte erreichte die Stadt im 11. Jahrhundert unter König "Anawrathas" und seinem Sohn, König "Kyanzittha". Zur Zeit seiner größten Ausdehnung war es ca. 40km² groß und damit eine der größten Städte des Mittelalters, 15x größer als die damalige "City of London". Sein Machtbereich dehnte sich auf die gesamte Größe des heutigen Burma aus, was die Stadt und ihren Staat sehr reich machte.


Der Staat war wie ein hinduistisches Königreich aufgebaut und der Hofstaat wurde durch Steuern und Frondienste im ganzen Land finanziert. Der König legitimierte sich als Verteidiger des Buddhismus und in einer 250 jährigen Friedenszeit ließen die Herrscher, die alle sehr fromm waren, ca. 6000 Tempel bauen, in denen unzählige Buddhastatuen, Wandgemälde und Reliquien zu finden waren und sind. Und von denen haben wir auch die ein oder andere gesehen :-). Und wie man an den abgelegten Opfergaben sehen kann, werden viele der heiligen Stätten auch heute noch zum Beten und Meditieren genutzt.


Und auf dem Weg von Tempel zu Tempel hat man natürlich auch immer wieder großartige Ausblicke in das weitere Gelände und wenn man sich dann noch die Holzhäuser der Menschen vorstellt, die hier einmal gelebt haben, hat man ein ganz gutes Bild, von der riesigen Stadt, die es einmal war.


Wie man überall sehen kann, knüpften die Könige von Bagan ihre Macht an den Buddhismus. Der Grundriss der Stadt wurde wie das Abbild des buddhistischen Kosmos umgestaltet. Er wurde in neun Felder unterteilt, wobei die äußeren acht die damals bekannten Planeten symbolisierten und das neunte, zentrale Feld, dem "Gautama Buddha" reserviert war. Hier wurde der Königspalast errichtet. Der Buddhismus war auch die treibende Kraft für die großflächige Entwicklung der Stadt. Um die Gunst der Götter zu gewinnen wurden Tempel und Klöster fast wie am Fließband gebaut und prächtig verziert, wie man hier am "Sulamani-Tempel" sehen kann.


Auch am Innenausbau wurde nicht gespart, denn nicht nur außen, sind die Tempel mit Stuck und Blattgold verschönert, sondern auch im Inneren. Dabei wurden die Kosten völlig außer acht gelassen, denn je schöner, größer und prächtiger, desto besser fürs Karma.


So wundert es auch nicht, dass die damalige Kostenexplosion auch zum Niedergang des Reiches beigetragen hat. So haben mit der Zeit nicht nur die Baukosten in die Höhe getrieben, sondern auch Klöster und Tempel steuerfrei gelebt und  die Provinzgouveneure haben zusätzlich Steuern einbehalten. Derart finanziell geschwächt hatte man irgendwann denvordrängenden Mongolen nichts mehr entgegenzusetzen und "Kublai Kahn" eroberte 1287 die Stadt und das Königreich. Da wurden zum ersten Mal Tempel im größeren Stil abgerissen. Aber bis heute hat der Ort nichts von seiner Faszination verloren.


Und so haben wir uns unseren Weg von Tempel zu Tempel gebahnt und unter anderem den "Abeyadana-Tempel", den "Ananda-Tempel" und den "Thatbinnyu-Tempel" besucht. Nur um einige der größeren zu nennen. Unterwegs haben wir immer mal an einem schattigen Plätzchen mit Aussicht angehalten und einen Zuckerrohrsaft getrunken, den Einheimische auf altmodischen Pressen auspressen.


Einige der älteren Tempel sind noch nicht ganz so mit Gold verziert, oder es ist im Lauf der Jahrhunderte verschwunden, wer weiß das schon so genau ;-). Auf jeden Fall kann man an denen sehr schön die einheimischen Tonerde erkennen, wie hier an den Tempelwächtern. Vor denen habe ich mich erst mal ein bisschen erschreckt, aber dann haben sie sich doch als ganz friedlich herausgestellt ;-).


Auch sind in diesen Tempeln die Buddhas nicht so golden, aber dafür sind die Steinmetzarbeiten um so aufwendiger, denn viele sitzen und liegen in verzierten Nischen mit gemeißelten Kissen.



Heute hatten wir, an unserem letzten Abend hier noch mal einen besonders prächtigen Sonnenuntergang. Um ihn so richtig genießen zu können, sind wir auf einen der vielen Tempel gestiegen, was gar nicht unanstrengend ist, da die Stufen sehr hoch und steil sind. Aber die Mühe hat sich gelohnt.


 Und jetzt fahren wir gleich zurück nach "Nyaung U" und gehen in unser Lieblingsrestaurant vor dem "Ananda Tempel" essen :-).

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